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Im Dialog

WAS WILL DER VERBRAUCHER?

Wie viel Nachhaltigkeit will der Verbraucher? Erfolgsfaktoren nachhaltiger Produkte im Handel – das waren die Themen des dritten Wohnzimmergesprächs am 21. Mai 2015. Angereist aus Berlin und Hannover waren die beiden Gastreferenten Gerd Billen, Staatssekretär für Verbraucherschutz sowie Dr. Ingo Schoenheit, Geschäftsführender Vorstand des imug, dem Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft.

EINE BESONDERE ATMOSPHÄRE

Gleich zu Beginn ist der Abend geprägt von Herzlichkeit. Die Gastreferenten Billen und Schoenheit sind zwei, die sich schon lange kennen und schätzen, sich in fachlichen Aspekten aber durchaus widersprechen können. Auch unter den Teilnehmern herrscht von Anfang an ein sehr freundschaftlicher, wenn nicht sogar vertrauter Ton. Selbst diejenigen, die erst noch nach bekannten Gesichtern suchen, finden sich in kürzester Zeit in angeregten Gesprächen wieder.

VERBRAUCHER WOLLEN ORIENTIERUNG

Die Frage, wie viel Nachhaltigkeit der Verbraucher will, beantwortet Ingo Schoenheit mit der These, dass der Verbraucher bereits viel nachhaltiger konsumiere als ihm bewusst sei. Er weist darauf hin, dass es nicht DAS nachhaltige Produkt gebe. Dieser Begriff sei immer noch nicht klar definiert. Produkte können nur nachhaltiger als andere sein, so Schoenheit. Er ist überzeugt, wesentlicher Faktor für den Erfolg ist eine Motivallianz, die zu bilden ist. Konkret: Qualität muss mit dem Thema Nachhaltigkeit verknüpft werden.

SIEGEL ALLEINE REICHEN NICHT

Gerd Billen skizziert die wichtigsten Initiativen, die seitens der Politik zur Förderung des nachhaltigen Konsums angestoßen werden. Von einem „Mehr“ an Labels und Siegeln hält er persönlich wenig. Auch weist er darauf hin, dass die viel zitierte „Macht des Verbrauchers“ längst nicht so groß sei, wie erhofft. Es brauche schon staatliche Rahmenbedingungen, die den Weg für nachhaltigen Konsum ebnen. Für den Alltag wünscht er sich eine Art Automatisierung des Verbraucherverhaltens. Der Verbraucher müsse eindeutige Grundregeln des nachhaltigen Konsums kennen, damit nicht über jede Kaufentscheidung bis ins Detail nachgedacht werden muss.

UNTERNEHMEN BRAUCHEN DIALOG

Schnell wird klar: Ein Ort von besonderer Bedeutung ist der PoS – der Point of Sale. Hier geht es aber nicht allein um mehr Informationen. Vielmehr braucht es ORIENTIERUNG, die Klarheit im Dschungel der Informationen schafft. Denn wer als Verbraucher nachhaltig einkaufen will, muss oftmals Profi in puncto Produktqualität werden. Die Unschärfe des Begriffes „nachhaltiges Produkt“ führt dabei immer wieder zu Verwirrung, die Vielzahl an Informationen und Wahlmöglichkeiten zu Irritation. Die Herausforderungen an eine glaubwürdige Kommunikation sind damit enorm und Unternehmen sollten mit den Verbrauchern in Dialog treten.

GLAUBWÜRDIGKEIT IST EIN ERFOLGSFAKTOR

Ein Teilnehmer berichtet, sein Unternehmen engagiere sich schon seit Jahren für Nachhaltigkeit und biete zahlreiche nachhaltige Dienstleistungen an. Aber langsam wäre es an der Zeit, dass es von den Kunden auch gesehen und honoriert würde. Eine andere Teilnehmerin erläutert die Erfahrungen ihres Unternehmens mit der Einführung zahlreicher nachhaltiger Produkte im Handel und der Etablierung eines eigenen „Nachhaltigkeitslabels“. Ein Dritter betont die Glaubwürdigkeit, die der Kunde mit Vertrauen honoriert. Dies kann nur durch einen ganzheitlichen Ansatz gewonnen werden, nämlich der Kombination aus echtem, nachhaltigen Engagement und klarer, gelungener Kommunikation.

ECHTES ENGAGEMENT LOHNT SICH

Wie immer wechseln wir nach der moderierten Diskussionsrunde zum geselligen Get-together. Im Laufe der nächsten beiden Stunden erhalten wir schließlich ein Feedback, das uns ganz besonders freut: Es sei bemerkenswert, so mehrere Teilnehmer ganz unabhängig voneinander, wie hochkarätig nicht nur die Referenten, sondern auch der Teilnehmerkreis besetzt ist. Ein Austausch auf ganz besonderem Niveau sei möglich. Dieses Kompliment geben wir gerne an unsere Gäste weiter und machen uns hoch motiviert an die Vorbereitung des nächsten Wohnzimmergesprächs.

Stefanie Fulda